Geburtsbericht

22. Juli nachts
Irgendwann werde ich von einem stechenden Schmerz im Unterbauch geweckt. Mein Blick fällt auf die Uhr und ich versuche wieder einzuschlafen. Ein erneuter Schmerz lässt mich die vergangenen Minuten ausrechnen. Sicherheitshalber hole ich mir Stift und Zettel und notiere die Zeiten. Alles unregelmäßig, manchmal sehr lange Abstände.

22. Juli morgens
Hagen weiß sofort bescheid, als er morgens gleich nach dem Aufwachen mein Gesicht sieht und ich ihm dann noch den Zettel mit den Uhrzeiten vor die Nase halte.

22. Juli tagsüber
Alles bestens, also unregelmäßige Wehen, noch völlig aushaltbar. Wir fahren einkaufen, ich kümmere mich um die Wäsche, nur zum (Geburtstags-)Kuchen backen habe ich irgendwie keine Lust.

22. Juli später Nachmittag
Wir sitzen alle am/im Sandkasten und Hagen protokolliert die Wehenabstände. Ein Stunde lang in ca 5 Minutenabständen, dann aber doch wieder länger und ich war mir nicht sicher.

22. Juli so gegen 19 Uhr
Ich mache Abendessen für alle und muss mehrere Wehen leicht veratmen. Irgendwie war ich noch sehr entspannt und warte auf mehr Regelmäßigkeit. So im Nachhinein fällt mir dazu ein: Wie regelmäßig sollen 2-3 Minutenabstände noch werden?

22. Juli 20 Uhr oder so
Zu-Bett-Geh-Ritual mit LeLa verläuft nicht wie immer. Ich kann mich nicht auf die Gesichte konzentrieren. LeLa ist verwirrt, da ich Zeitweise so komisch atme und dann auch nicht auf ihn reagiere (reagieren kann). Ich rufe Hagen und bekomme dann doch Panik, dass wir es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen. Trotzdem entschließe ich mich, nach langem Zögern, noch zu duschen. Übrigens Wehen auf Toilette und in der Dusche sind noch ätzender. Noch schnell posten und dann fahren wir ins Krankenhaus.

22. Juli 21:20 Uhr
Die Ankunft im Krankenhaus war begleitet von meheren Wehen, bereits mehr schmerzhaft und ca alle 3 Minuten. Die Hebamme auf der Entbindungsstation konnte auch nur “oh ha” für Zweites-Kind-3-Minuten-Abstand sagen.

22. Juli 21:30 Uhr
Ich soll eine halbe Stunde an das CTG und dann vom Arzt untersucht werden (Ultraschall). Der Muttermund ist bereits 3-4 cm geöffnet.

22. Juli 22:30 Uhr
Aus einer halben ist eine volle Stunde CTG geworden. Die Liegeposition auf dem Kreißbett habe ich schnell auf gegeben, die Wehen sind nur noch im Stehen einigermaßen erträglich zu veratmen. Ich bitte um ein Schmerzmittel und bekomme ein homöopathisches Zäpfchen. Wirkung? Gleich null. Die Muttermund ist 6 cm offen. Hagen kommt sich wohl etwas hilflos vor. Ich will nicht angefasst oder bequatscht werden. Er soll mir Anleitung zum Veratmen geben. Einatmen. Ausatmen. In den Wehenpause habe ich noch die große Klappe.

22. Juli 23:00 Uhr
Endlich Ultraschall, oder auch nicht endlich. Denn ich bin auf der blöden Liege nur mit meinen Wehen beschäftigt. Die Schmerzen sind fast nicht auszuhalten. Ich kann diese blöde Braunüle kaum abwarten, denn das soll das Schmerzmittel rein. Der Arzt will das Kind ausmessen, um eine Prognose für Gewicht und Größe zu geben. Zu spät. Mikro liegt schon so tief im Becken, außerdem sind meine Wehen ja schon recht heftig.

22. Juli 23:30 Uhr
Wieder im Kreißsaal, ergibt die Muttermunduntersuchung, dass er fast vollständig geöffnet ist. Ich lege mich auf das Kreißbett und bemängle meine Schmerzen und den wahnsinnigen Druck auf mein Becken. Die Hebamme will die Fruchtblase aufstechen, um den Druck zu nehmen. Es wird hektisch, sie klingelt nach dem Arzt. Der Arzt übernimmt. Ich soll mich auf die linke Seite drehen. Die Hebamme verabreicht mir ein Wehen hemmendes Mittel. Ich weiß gar nicht so richtig was los ist.

22. Juli 23:45 Uhr
Der Arzt ist wieder weg. Die Herztöne von Mikro waren zu niedrig. Der Kopf musste zurück geschoben werden und die Wehen gehemmt, damit sich das kleine Herz erholen konnte. Die Hebamme meint, ich solle schieben. Äh? Egal, sie sagt, was ich tun soll. Die Fruchtblase platzt. Der Druck ist erstmal weg. Ich soll dann schon mal schieben. Äh? Das schieben ja eigentlich pressen ist, ist mir nicht so richtig klar/bewußt. Ich bin nur unzufrieden mit meiner aktuellen Position. Irgendwie sind Hagen und die Hebamme dabei mir es entwas bequemer zu machen. Naja, in den minimal kurzen Wehenpause, bin ich ziemlich genervt, da ich irgendwie immer noch nicht, für mich optimal, liege/sitze.

22. Juli so um Mitternacht
Schmerzmittel bekomme ich nicht, das würde alles nur in die Länge ziehen. Okay. Der Arzt ist wieder da. Ich soll schieben. Tue ich. Der Druck im Becken wird stärker. Ich bilde mir ein, ich kann den Kopf zwischen meinen Beinen, also im Becken spüren. Jetzt kann ich mir Sprüche wie: Es tut so weh oder Ich kann nicht mehr, nicht mehr verkneifen.

23. Juli 00:05 Uhr
In einem kurzen Moment sehe ich auf die Uhr und denke, ich sollte mal Hagen gratulieren doch die Anzeichen einer nahender Wehe lassen mich diese absdruse Idee auf dem Kreißbett verwerfen.

23. Juli Gleich ist es soweit
Ich soll jetzt richtig schieben. Wehe abwarten und schieben. Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob das aktuell eine Wehe ist, es tut halt alles weh. Nicht veratmen, schieben. Ich höre die Anleitung der Hebamme. Hagen spricht mir gut zu. Noch zweimal, dann hätte ich es geschafft.

23. Juli 00:14 Uhr
Ich schiebe. Ich merke, wie Mikro zwischen meinen Beinen in einem Rutsch rauskommt. Ich kann sie sehen. Ich bin sofort wieder klar im Kopf. Schmerzen? Äh, da waren doch keine Schmerzen. Ich sehe, wie sie vom grün gefärbten Fruchtwasser befreit wird. Hagen schneidet, auf Bitte von mir, die Nabelschnur durch. So richtig scharf ist Hagen da nicht drauf (laut seiner Aussage). Aber ich hatte ihn bereits bei LeLa darum gebeten.

23. Juli 00:16 Uhr
Ich halte unsere kleine Tochter im Arm und bin überwältigt. Verliebt.

Schnell noch ein kleines Mittel in die Braunüle, um das mit der Nachgeburt abzuhaken. Geht gut. Ich werde erst von der Hebamme dann vom Arzt untersucht. Alles in Ordnung, nur ne kleine Schürfwunde. Okay. Haben sich wohl Yoga und Dammmassage doch gelohnt.

Nachdem ich Mikro minutenlang bereits im Arm halten konnte, wird sie etwas gewaschen und nochmals untersucht und angezogen. Die 54 cm Länge mit 36 cm Kopfumfang und die 4360 g lassen mich ganz schön staunen. Wir werden nach dem Name gefragt.

Anschließend liegen ImLa und ich noch eine ganze Weile im Kreißsaal auf dem Stationsbett. ImLa hat bereits an der Brust getrunken, Hagen hat erst einmal die ganzen Formulare ausgefüllt. Anschließend verlassen drei überglückliche Personen (naja zwei und ein Würmchen) die Entbindungsstation und können es kaum erwarten mit LeLa am morgen die Familie komplett zu machen.

6 Replies to “Geburtsbericht”

  1. *seufz* Du bist phantastisch 🙂 Das liest sich so wundervoll… Ich habe eine Gänsehaut.

  2. Herzlichen Glückwunsch!

  3. Herzlichen Glückwunsch!

    Es liest sich wie eine gute Geburt und einem perfekten Töchterchen! Und einen tollen Namen habt ihr euch ausgesucht.
    War LeLa auch schon so groß?

  4. LeLa war 52 cm mit 4000g. ImLa ist da doch noch ein Stück größer. Bei LeLa hatte ich auch Schwangerschaftsdiabetis und bei ImLa hatte ich einen Wert kurz unter dem Grenzwert.

  5. Ich muss Giftzweg recht geben, so schnell konnte ich gar nicht lesen wie ich es gerne wollte. Superfantastisch!!!! Ein schöner Bericht.
    Herzlichen Glückwunsch zum neuen süssen Familienmitglied.

  6. Herzliche (verspätete) Glückwünsche! Wahn-sinn, wir wünschen euch alles, alles Gute!!!

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