Der Delfikurs

Da ich gleich nach dem Abitur ein Magisterstudium der Evangelischen Theologie und Erziehungswissenschaft angefangen habe, könnte man meinen ich bin so eine Alternativ-Öko-Bio-Tussi. Ne, ich habe das Studium bereits nach einem Semester aufgegeben u. a. weil ich mich fehl am Platz fühlte. Mit Felljacke und Plateauschuhen zum Hebräischkurs, war nicht so der Bringer, mit meinen Mitstudenten bin auch nicht so gut klar gekommen. Egal, anderes Thema.

Zurück zur Alternativ-Alles-Easy-Öko-Gesellschaft, da würde ich die Delfi- und Pekipkurse einordnen. Alle sind nett zu einander, sitzen um das Lagerfeuer und singen Lieder. Und so wollte ich das nicht haben und doch sang ich heute morgen fleißig mit. Ja, der Delfikurs hat einer Vorstellungsrunde und einem Begrüßungslied, in das gleich die Kindernamen eingebaut wurden, begonnen. Textsicher war ich nicht und von der Meloldie sprechen wir erst gar nicht. Hatte ich schon erwähnt, das die Babys nackt waren? In einem 26 Grad warmen Raum ist das auch das einzig vernüftige. Leander hat ja bereits Erfahrung im Nacktsein außerhalb der Badewanne. Anschließend gab es für den kleinen Mann eine ausgiebige Massage, dann wieder singen. Ja, genau da war der etwas naja komische Moment, es wurde wieder gesungen, mit den Kindern auf den Armen und durch den Raum laufend. Gehöre ich wohl doch dazu? Und das mir, mit den blauen 10-Loch-Boots und ab und an mit pink farbenen Haaren. Sollte ich doch in diese Schublade passen?

Die 1 1/2 Stunden waren dann natürlich noch nicht vorbei. Ich muss gestehen, es gab noch ein Lied, dass war dann aber schon das Abschiedslied. Bevor die Kursleiterin das (Abschluß-)Wiegenlied gesungen hat, kamen noch Tücher und Pinsel zum Einsatz, mit denen man wunderbar über die Haut streichen kann. Ein Einsatz auf dem Bauch, um den Rücken zu massieren , gab es auch. Alle fünf Babys lagen anschließend eine ganze Weile unter einem selbstgebauten Fitnesscenter (2 Stühle mit Wäscheleine und vielen interessanten Dingen) dran. Da gab es dann fast die erste Dusche für Mama. Zum Glück hatte ich ein Stoffwindeltuch zur Hand und konnte den Pipistrahl von mir abwenden. Während die Kinder da so lagen, haben sich die Mamas über die Geburt unterhalten. Gut, einmal wieder aufwärmen reicht, ich muss das jetzt bei jedem Treffen haben, auch wenn es sehr wahrscheinlich ist, dass wir keine weiteren Gemeinsamkeiten außer Kinder haben.

Ich habe es ertragen, okay war nett. Leander hingegen war hellauf begeistert. Ich musste ihn von mir weg drehen, damit er besser die anderen Babys sehen konnte. Er war total fasziniert und hat sogar vergessen, dass Essen und Schlafen bereits über 3 Stunden zurücklagen. Nur beim Wiegenlied hat er seinen Nuckel ausgespuckt, den Kopf zu meiner Brust gedreht und den Mund geöffnet als wollte er durch mein T-Shirt saugen. So auf meinem Arm, nah an der Brust, das wollte er sich nicht entgehen lassen. Mein Gefühl ist, dass es Leander total Spaß macht andere zu beobachten mit seinen Fingern im Mund oder brabbelnd. Wir werden also auch nächste Woche wieder hingehen.

Noch ein Wort über die anderen Teilnehmer, ich hatte jetzt nicht das Gefühl, dass sich eine Gruppe bildet, die dann alle anderen Mütter, die nicht an solchen Kursen teil nehmen, für schlechte Mütter halten. Also so was wie einen Geheimbund bilden. So wie Stillmütter, die die Nicht-Still-Mamas für verantwortungslose Mütter halten (Ich nicht!). Ich kann nur sagen, ausprobieren und vielleicht stimmt die Chemie zwischen den Mamas.

3 Replies to “Der Delfikurs”

  1. Herzlichen Glückwunsch, du hast dich tapfer geschlagen 🙂
    Ich fand schon das gemeinsame Stöhnen im Geburtsvorbereitungskurs saupeinlich und wäre am liebsten im Erdboden versunken… Ich könnte das echt nicht, ohne entweder einen Lachanfall zu bekommen oder knallrot anzulaufen.
    Um diesen “Test” durchzuführen, müsste ich wohl auch erst in einen anderen Bezirk gehen. Denn hier würde die Chemie garantiert nicht stimmen. Ist es jetzt zu egoistisch von mir, den Kontakt zu anderen Kindern nur wg. mir nicht herzustellen? Ach, ich könnt schon wieder ein schlechtes Gewissen bekommen…

  2. Ach, das ist nicht egoistisch, erstmal ist Paul ja wohl mit sich selbst zufrieden. Kontakt zu anderen Kindern bekommt er früh genug. Leander ist es, glaube ich, egal wen er da beobachtet, hauptsache es passiert etwas.

  3. Issey2308 says:

    Ja Ja das kann schon wirklich anstrengend sein, sich mit Müttern zu unterhalten, deren Lebensaufgabe es ist:

    Mutter, Frau von jemandem, Hausfrau… etc. zu sein.

    Und wenn dann das Kind noch in einen katholischen Kindergarten geht und man dann ab zu auch noch zu irgendwelchen Veranstaltungen in die Kirche muss, weil doch die lieben Kleinen ein nettes katholisches Schauspiel aufführen und mann dann auch noch gemeinsam singen muss, dann fragt man sich wirklich, ob man nicht am falschen Platz wohnt.

    Glücklicherweise ist dieses ganze Schauspiel in drei Wochen vorbei, dann sind Ferien im KiGa und danach dürfen die angehenden Schulkinder nicht mehr hin und müssen insgesamt 7 Wochen auf die Einschulung warten. Welche arbeitende Familie soviel Urlaub hat frag ich da??

    @Mama Schwanger: Es muss ja nicht gleich so ein komischer Kurs sein, Babyschwimmen oder andere Kinder auf dem Spielplatz beobachten tuts doch auch. Ich habs auch nicht gemacht, Kind hat überlebt… 😉

    @Aline: Wenn Du schlecht über nichtstillende Mama’s denken würdest, wären wir auch nicht mehr befreundet 😉
    Ausserdem, muss man bei solchen Sachen auch immer den Hintergrund betrachten, ich denke das dann wohl bei vielen Alternativ-Öko-irgendwas-Müttern die Toleranz verloren geht und das ist ja dann in meinen Augen viel viel Schlimmer, aber naja…

    Liebe Grüße aus dem sonnigen katholischen Süden

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