A- und B-Hörnchen

Der Vater von A-Hörnchen hat mich heute angerufen und das, was er mir erzählt, hat mich völlig aus der Bahn geworfen. Es hat mich eiskalt erwischt.

Es ginge um A-Hörnchen und LeLa und man musste dringend drüber reden.
Okay (bin ja Elternvertreterin und habe immer ein offenes Ohr, jetzt geht es ja auch noch um mein eignes Kind).

LeLa hat A-Hörnchen gebissen, ins Gesicht, es ist dick und Blut unterlaufen. Es wäre auch ein (Kinder)arzt (ich weiß nicht mehr so genau) in der Familie und die meinte, da könnte man sich mit Krankheiten anstecken und sich es könnten auch schlimme Infektionen entstehen.
Okay. (ich wußte nicht, dass LeLa mit irgendeinem Infekt behaftet ist. Aber egal. Kann ja trotzdem sein.)

Das war nicht der erste Biss, es waren schon zwei.
Okay, mir hat noch niemand etwas gesagt.
Ich frage mich, was nun eigentlich das Anliegen ist. Informiert hat er mich ja dann jetzt.

Ja, und B-Hörnchen wurde auch schon gebissen. Und die Mutter von B-Hörnchen hätte sich wohl heute morgen ziemlich aufgeregt.
Okay, warum?
Die Krippenleiterin wüßte auch bescheid. Sie meinte, LeLa beißt weil sich ja noch nicht so sprachlich ausdrücken kann.
(Ach ja, wer sagt das?) Sie könnte da auch nichts machen, das würde draußen beim Spielen passieren.
(Okay, wer beaufsichtigt denn die Kinder beim Spielen? Die sind alle unter 3 Jahre, wo ist die Aufsicht? Die würde so etwas sehen und könnte sofort reagieren.)
Vater von A-Hörnchen meint, man müsste was ändern. Sie haben A-Hörnchen auch irgendwas (ich glaube, es war auch das Beissen) abgewöhnt. Er haut nicht zurück. Sie wollen ja keinen Rüpel aufziehen.
Wenn ich dabei wäre, würde ich auch eingreifen. Ich bin aber nicht dabei, zuhause wird nicht gebissen. Eigentlich können da nur die Betreuer sofort reagieren, denn die sind ja in der Zeit da.

Jetzt betont A-Hörnchens Vater noch einmal die Ansteckungs- und Infektionsgefahr und fängt von möglichen Konsequenzen an.
(Bei dem Wort Konsequenzen muss ich sofort an Rauswurf aus der Krippe denken und fühle mich völlig überfahren.) Ja, ist mir klar. Kann ich nachvollziehen. Ich muss dann mal mit der Krippenleiterin/Betreuerin sprechen.

Ja, A-Hörnchen und B-Hörnchen sind gut befreundet und LeLa will wohl dann mit denen zusammenspielen und die wollen nicht und dann wird halt gebissen.
Ich bin nicht dabei und kann das nicht beurteilen. Da muss ich erst einmal in der Krippe nachfragen.

Zwei Bisse konnte man gerade noch akzeptieren, aber jetzt der dritte mitten im Gesicht, Blut unterlaufen und dann noch die Infektionsgefahr. Man muss dann auch über die Konsequenzen reden beim Elternabend.
(Ich habe es kapiert, ich bin nicht blöd und habe noch nicht völlig abgeschaltet. Ich kann mich noch ganz gut halten, Stimmen mäßig, aber auch Tonfall und -lage.) Ja. müssen wir wohl.

Das muss sich ändern, A-Hörnchen würde abends immer erzählen, LeLa beißt. Infektionsgefahr, Konsequenzen….
(ja, ja, ich habe es kapiert) Ich spreche es morgen früh mit der Leiterin und melde mich dann.

Das Telefonat ist beendet. Ich muss bereits beim Auflegen mit den Tränen kämpfen.

Wieso? Hilflosigkeit.
Wieso? Ich bin nicht im Krippenalltag dabei, kann also nicht einschreiten. Und mir gehen immer die Gedanken von einer Kündigung durch den Kopf. Sehe die Eltern beim Elternabend, wie sie darüber abstimmen, was mit LeLa gemacht wird, da sich das mit dem Beißen nicht gebessert hat. Wir müssen gehen. Ich sehe mich mit beiden Kindern zuhause, mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich werde zur unausgeglichenen, brüllenden Mutter, die nicht ihr berufliches Ziel weiterverfolgen kann und den Frust an den Kindern ausläßt. Der Ehemann ist genervt von der der gestressten, laut mit den Kindern redenden Mutter und die beiden brüllen sich an.

Das Telefon steht auf der Ladestation und ich liege im Bett und heule. Wahrscheinlich ist gerade nichts von meinem zu niedrigen Blutdruck zu merken, ich atme ziemlich schnell, putze Nase und Mikro wir auch plötzlich aktiv.

Ich rede mit Hagen und wir fragen LeLa nach A- und B-Hörnchen. Ob er beißt. Ja. Und was machen die beiden? Irgendwas, verstehe ich nicht. Aber das Wort kneifen, kann ich ganz gut verstehen. Ich muss wieder weinen. LeLa sagt, ich sei traurig. Ich meine, ich bin traurig, wenn du beißt. Ich bekomme ein Küßchen.

Ersteinmal muss ich morgen früh malfragen, wieso ich nicht von den Betreuerinnen auf das Thema angesprochen werde und wie sich die Situation aus deren Sichtwinkel darstellt.

Ich habe mir vorgenommen, folgendes nicht zu erwähnen, da es sich dann wohl um eine Vermischung unterschiedlicher Tatsachen kommen würde. Und man könnte denken, ich will von meinem Problem ablenken. Aber ich habe im Hinterkopf:

Die Tatsache, dass LeLa beißt, steht. Aber wer fragt, ob es Aktion oder Reaktion war? Keiner. A-Hörnchen haut nicht zurück. Okay, vielleicht hat er oder B-Hörnchen ausgeteilt und LeLa hat reagiert. Wer weiß? Keiner, denn die Betreuer haben es nicht gesehen.

C-Hörnchen hat am Anfang der Krippe LeLa den Finger in der Tür geklemmt. Es hat Wochen gedauert, bis das wieder weg war. Die Stelle am Daumen ist mit dem Nagel herausgewachsen. Unfallprotokoll? Fehlanzeige. Habe ich mich beschwert? Fehlanzeige. Lediglich nach 2 Monaten wurde die Betreuerin darauf hingewiesen, dass es immer noch nicht weg ist und ob überhaupt ein Unfallprotokoll geschrieben wurde, falls doch was für immer bleibt.

D-Hörnchen hat (laut LeLas Aussage) ihn bereits ein paar Mal im Gesicht gekratzt. Blutig Kratzer, so wie von einer Katze. Zwei davon sind als kleine, blasse Narbe neben dem rechten Auge und an der Wange zu sehen. Habe ich mich beschwert? Nein. Die Mutter angerufen? Nein. Wollte ich Konsequenzen? Nein. Habe ich LeLa als Opfer dargestellt nein? Wir haben uns gefragt, ob das Kratzen eine Reaktion oder Aktion war. Wer weiß das schon. Es hat niemand gesehen. Und die Aussage eines 2-jährigen? Naja, ich weiß nicht so recht.

Da kommt mir wieder der Ausschluss aus der Krippe in den Kopf. Eltern und Betreuer, die ein Kind, was (möglicherweise) etwas vom Mainstream-Einheitsbrei abweicht, abschiebt. Wahrscheinlich nicht für lange, bis der nächste Rüpel kommt. Aber wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt.

So, Dampf abgelassen.

6 Replies to “A- und B-Hörnchen”

  1. Mach Dir da nicht allzuviele Gedanken. Karolina hat auch eine zeitlang gebissen, weil sie sich nicht anders durchsetzen konnte. Und andersherum kam Karolina auch mit Bisswunden nach Hause. Die Erzieher können sehr selten in die Sitation eingreifen, da alles seh schnell geht und selten direkt vor ihren Augen. In Karolinas Gruppe ist ein Betreuer auf 6 Kinder und selbst das reicht theoretisch nicht aus um solche Dinge zu verhindern. Wir bekommen dann nachmittags Bescheid, dass Karolina gebissen wurde bzw. gebissen hat. Im letzteren Fall müssen die Kinder sich für ein paar Minuten auf einen Stuhl setzen (damit sie wieder etwas runter kommen) und dann ist aber auch gut. Kinder in dem Alter machen soetwas nun einmal. Die einen Beißen, die anderen Schubsen und wieder andere Hauen. Unsere Erzieher haben mal gesagt: “Das ist nicht schön, aber das lässt sich nicht verhindern. Das gute an der Sache ist, es geht in 100% der Fälle wieder und die Kinder hören damit auf” 😉
    Die Sache mit dem Rausschmiss kannste gleich vergessen … wegen so einer Aktion dürfen die Euch rein rechtlich auch nicht rauswerfen … selbst wenn die Eltern von A und B-Hörnchen darauf bestehen würden.

  2. So ähnlich hat die Krippenleiterin heute morgen auch argumentiert. Wir werden uns noch einmal zusammensetzen und besprechen, wie man das Beißen in Zukunft einschränken kann.

    Das Problem, ist das die Gegenseite einen Elefanten darausmacht. Das hat mir ganz schön zugesetzt. Außerdem wird die Krippe von einem Verein getragen und die Eltern stimmen u.a. auch über Dinge ab. Aber das mit dem Rausschmieß habe ich mir in meiner Vorstellung gestern nach dem Gespräch ausgemalt.

    Selbst die Krippenleiterin fand das mit der Infektions- und Ansteckungsgefahr und möglichen Konsequenzen etwas übertrieben. Kommt halt immer wieder vor.

    Muss A-Hörnchen eben in einer Luftblase leben.

  3. Grins … genau, das ist die richtige Einstellung ;-).

  4. deinezweiteschwester says:

    Hallo, um was machst du dir da eigentlich einen Kopf? Wenn die Eltern von A- und B-Dingens so angekackt sind, dann müssen sie halt eine “beißfreie” Krippe für ihre Lütten finden. Aber A und B sind sicher die reinsten Engelchen und LeLa ist so böööse…..! Warum sollte sich so ein angebliches Problem nicht irgendwie lösen, meistens aber von ganz allein. Ihr steht doch nicht vor einem Gericht. Schließlich zahlt ihr doch wohl auch genug Geld für den Platz. Denk einfach nicht drüber nach, dein Kopf braucht Platz für andere Sachen. Liebe Grüße und bis dann…

  5. Gestern abend habe ich mir ziemlich viele Gedanken darüber gemacht. Heute, wo ich die Einstellung der Krippe dazu kenne, bin ich entspannder. Aber die anderen Eltern sind trotzdem nervig. Ich fand, haben heute morgen im Vorbeigehen und -fahren auch nicht so freundlich zurück gegrüßt. Aber das ist nicht mein Problem.

  6. Oh Mann! Ich hab nun schon so oft von einer sog. “Beißphase” bei Kindern gelesen. Wahrscheinlich hat die Lela gerde. Nicht schön, aber was willst DU auch schon machen, wenn DU nicht dabei bist?! Ich bin mir sicher, würde er das zuhause oder sonstwo machen, wo du bzw, ihr dabei seid, würde was passieren. Aber in der Krippe, wovon dir noch nie jemand was gesagt hat. Du kannst nichts ändern, was dir nicht bekannt ist, oder? Und ich glaube auch nicht, dass sie euch deswegen rausschmeißen können.

    Ich hoffe der Trouble gibt sich und dann ist alles wieder gut!

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