Schlaf doch länger

Schlaf doch länger. Sagte der Sohn so dahin, als ich mittags meinte, dass ich müde bin.

Ha, sehr witzig. Würde ich gerne. Aber irgendwie brauchen möchten da zwei Kinder morgens Hilfestellung beim Anziehen. Wenn der Papa da schon die erste (Fahrrad-) Runde mit dem Hund macht. Dann schlürfe ich mich in die Küche um möglichst liebevoll acht doppelte Brote zu schmieren. Eine sehr dankbare Aufgabe, die durchaus mit Applaus, äh dem Aufklatschen der Brotdose auf der Kommode im Flur gewürdigt wird. Gepaart mit den Worten, äh, das esse ich aber nicht. Danke. Erstes Mal Küche wieder flott machen. Nachdem dann endlich alle nörgelnden, kleine Bewohner aus dem Haus sind und der weltbeste Ehemann auf dem Weg zur Arbeit. Habe ich endlich frei.

Ach, nein. Die liebende Mutter und Ehefrau räumt erst mal hinter her, macht Betten und wuchtet dann ihren zu dicken Körper auf die Sportmatte und testet sich in Yoga, Pilates, Rückensport, Beckenbodentraining bis ins dritte Level und weiteren, erheiterten Lieblingsbeschäfigungen von Frauen. (Okay, ich bin ehrlich, ich mag Yoga sehr, vorallem PowerYoga). Immer noch nicht Zeit, um den Schlaf zu verlängern. Ganz neu im Programm: anschließend teste ich im Bad die neusten Schminktricks, bis ich noch beschiss… aussehe als vorher, um dann endlich zu duschen. Ach, Frühstück nicht vergessen. Der Hund macht schon immer große Augen, wenn ich die Küche komme. Wann will mir die Alte endlich das Futter hinstellen und die erlösenden Worte: “Sitz. Friss.” sagen? Es ist mittlerweile zehn. Langsam beschleicht mich eine Panik. In zwei Stunden muss es Mittag geben.

Die Zeit bis 12 vertrödele ich mit verschiedenen Dingen. Was Frauen eben so tun, wenn keiner im Haus ist. Nägel lackieren, Haare färben, Power Napping, Zeitschriften durchblättern. Mmh, geht ja nicht. Da ich jeden Tag ein bis zwei Mal das Geschirr mit der Hand abwasche, wäre Nagellack reine Geld- und Zeitverschwendung. Haare werden beim Waschen immer wieder aufgefrischt. Power Napping, was ist das? Ich mag gar keine Zeitschriften, habe doch das Internet. Aber irgendwie zerfließt die Zeit bis zum Mittag und dann kommen wir zur Königsdisziplin: Kochen.

Erstes Frage: Was soll es geben? Zweite Frage: Wenn erstes, keine heiß gemachten Würstchen mit Butterbrot sind, wo bekomme ich die Zutaten her bzw. was habe ich im Haus? An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass wir mit unseren Vorräten bei einer Katastrophe vielleicht drei oder vier Tage nicht hungern müssten. Könnten dann anschließend anfangen schöne, bunte Papierstrohhalme zu kauen. Okay. Menü steht. Leider gibt es Tage wie heute, an denen ich mich frage: Wann war das Einstellungsgespräch für den Job als Hausfrau und Mutter (in Bezug auf Kochen, Waschen, Putzen)? Warum habe ich auf die Stellenanzeige reagiert? Okay, scheint ein lebenslanger Job zu sein. Na gut.

Dann ignoriere ich, das nach dem Fleischklopfen am Fleisch klebende Küchenpapier. Die noch zu harten Kartoffeln, die eine zweite Runde drehten. Das heiße Fett nach dem unendlich langem Braten des Fleisches, was fast den Feuermelder aufgeweckt hätte, als ich schnell draußen das Postpaket in Empfang genommen habe. Das komplette Öffnen des Fensters mit der Pfanne in der Hand, in der das heiße Fett qualmte. Den widerlichen Geschmack der Soße in der neuen Pfanne. Und das Fenster, was mir nach dem Schließen und wieder auf Kippstellung gebracht mal eben entgegen kippte. Ich ignoriere das nörgelnde Kind (dem ich bereits den Wind aus den Segeln bzgl. des heutigen Mittagessen genommen hatte), welches mir eine “Wenn ich wieder dahin dürfte, wäre jenes nicht passiert”-Geschichte auftischt. Lächle und gebe eine kleine Abhandlung, warum ich morgens nicht länger schlafe.

Danke für’s zuhören. Bitte.