Probleme in der Erziehung treten immer wieder auf, mal ganz kleine und mal scheinbar unlösbare. Das Problem muss aber erst einmal genau identifiziert werden. Aber wie? Durch zuhören. Genauer gesagt aktives Zuhören. Zuhören heißt, ausreden lassen, wiederholen, ggf. Unverstandes nachfragen, mit der eigenen Meinung in den Berg halten und keine Lösungsvorschläge unterbreiten.
Das Kind, Teenager oder auch Erwachsener ist auf Augenhöhe, also ein gleichwertiger Gesprächspartner. Wichtig, dass man sich für ein solches Gespräch Zeit nimmt und konzentiert ist. Wenn der Gesprächspartner Kritik oder sogar Vorwürfe äußert, einfach mal nur hinnehmen. Nicht kommentieren. In kurzen Redenpausen, kann das Gehörte wiederholt werden. Klingt erst einmal blöd. Ist aber super. Der Gesprächsparnter fühlt sich dadurch verstanden, weiß ihm wird zugehört. Meist ergänzt er dann selbst wieder neue Details. Vorallem welches Gefühl hören wir heraus? Empfindet das Kind Wut, Angst, Trauer oder Freude? Diese Grundgefühle beeinflussen unsere Wahrnehmung, Verhalten, Mimik und Gestik und unsere Handlung.
Zum Ende des Gesprächs kann man ggf. die Bedürfnisse hinter den Gefühlen erkennen und gemeinsam mit dem Kind eine Lösung für das Problem finden. Da wir uns ja im aktiven Zuhören befinden. Sollte das Kind selbst auf eine Lösung kommen. Geben wir eine Lösung vor, wird sie vielleicht nicht akzeptiert. Lieber selbst darauf kommen lassen. Ich neige z.B. dazu sofort eine Lösung bereit zuhaben: Du hast deine Busfahrkarte verloren? Kein Problem überweise gleich die 20 Euro und du holst morgen einen Antrag für eine Ersatzfahrkarte aus dem Schulsekretariat. Daran kann man arbeiten. Einfach mal bewusst machen, dass durch Zuhören Alltagsproblem einfacher gelöst werden können.
Diese Worte aus der Zeitschrift Mandorla, 1996, unbekannter Verfasser fasst das aktive Zuhören wunderbar zusammen:
- Wenn ich dich bitte mir zuzuhören und du fängst an, mir Ratschläge zu geben, tust du nicht das, worum ich dich gebeten habe.
Wenn ich dich bitte mir zuzuhören und du fängst an, mir zu erzählen, warum ich mich nicht so fühlen brauche, trampelst du auf meinen Gefühlen herum.
Wenn ich dich bitte mir zuzuhören und du meinst, du müsstest etwas tun, um meine Probleme zu lösen, dann hast du versagt, auch wenn dies seltsam erscheinen mag.
Hör zu! – Worum ich dich bat war, mir zuzuhören – nicht zu sprechen oder etwas zu tun – nur: mich zu hören
Ein Ratschalg ist zu billig. Das gibt’s in jedem Boulevard-Blatt. Das kann ich mir selbst kaufen. So hilflos bin ich nicht.
Wenn du mir etwas abnimmst, was ich selbst tun kann oder tun muss, verstärkst du meine Angst und Unsicherheit
Aber: wenn Du als eine einfache Tatsache aktzeptierst, dass ich so fühle wie ich fühle, egal wie irrational es erscheint, dann brauche ich dich von nichts mehr überzeugen. Ich kann anfangen zu verstehen, was sich hinter diesen Gefühlen verbirgt.
Und wenn das getan ist, werden die Antworten deutlich werden – und ich brauche keinen Ratschlag. Deshalb höre mir zu – und sieh’ mich hinter meinen Worten.
Und, falls du von dir erzählen möchtest, warte einen Augenblick, bis du an der Reihe bist – und ich werde dir zuhören.