Am längeren Hebel – ein Theaterstück

Als Mutter sitzt man am längeren Hebel, dachte ich bis jetzt immer. In den letzten Tagen gibt es mittags immer ein Theaterstück in 4 Akten.

Erster Akt, Leander wird ins Bett gebracht, Hose und Strümpfe aus, Schlafsack an, Nuckel rein. Die zweite Person variiert, ist es Mama, wird nicht gebrüllt, übernimmt Oma die zweite Hauptrolle wird gleich gebrüllt.

Der zweite Akt ist abhängig von der weiblichen Hauptdarstellerin, Mama singt und Oma versucht es mit lieben Worten. Dieser Teil endet mit dem Abgang der älteren Person und wird musikalisch mit Spieluhrgedudel, Rauschen aus dem Rauschebär und Schreien von Leander begleitet.

Dritter Akt. Der Protagonist liegt im Bett und schreit, Mama oder Oma versuchen es zu ignorieren.

Im vierten Akt kommt der Hebel zum Einsatz. Oma hat sich schon längst geschlagen gegeben und Opa ins Rennen geschickt, der einen weiteren Ort, den Schaukelstuhl, ins Spiel bringt und das Brülläffchen auf dem Arm in den Schlaf wiegt. Leander saß am längeren Hebel.
Ich dachte, als Mutter sitzte ich am längeren Hebel. Ein paar Mal konsequent sein, das Gebrüll aushalten und schon läuft alles wieder glatt, so wie erst noch letztens. Pfff. Ich habe es nicht übers Herz gebracht und habe ihn doch getröstet. Ich wurde mit Anschmiegen an meine Hände, Schluchzen und einem dann doch friedlich schlafenden Leander belohnt. Ich habe den Hebel abgegeben und mein Mutterherz erweichen lassen und die erste Runde verloren. Mist.

Hier endet das Theaterstück vorerst. Abends wird das Stück nicht gespielt, stattdessen findet ein Liederabend mit anschließenden alleine einschlafen statt.